19. Nov. 2023
11.30 Uhr
Wir freuen uns, den Regisseur Herbert Mayer bei uns begrüßen zu dürfen!
Wir schreiben den 7. September 1942. Im Konzentrationslager Mauthausen wird der jüdische, ehemalige Landgerichtsrat Moritz Meyer von den Nationalsozialisten ermordet. 21 Jahre zuvor hatte er seinen geliebten Neffen, den Arzt Friedrich Wolf eingeladen, in der Zollernstadt Hechingen eine ärztliche Praxis zu eröffnen. Die beiden Männer waren als Kriegsfreiwillige durch ihre Erlebnisse im Ersten Weltkrieg traumatisiert. Meyer war inzwischen als beliebter Naturarzt tätig, nachdem er von seinem juristischen Beruf krankheitshalber beurlaubt worden war. Wolf seinerseits war durch entmutigende Erfahrungen revolutionärer und alternativer Bewegungen, zuletzt in Worpswede, verunsichert.
Wolf folgte der Einladung seines Oheim und erlebte mit seiner zweiten Frau Else und seinen hier geborenen Söhnen Markus und Konrad die wohl schönste Zeit seines Lebens und den Durchbruch als viel beachteter, politisch engagierter Schriftsteller. Er widmete seinem Onkel nicht nur seine Dissertation “die multiple Sklerose im Kindesalter“ sowie sein weit verbreitetes medizinisches Handbuch „die Natur als Arzt und Helfer“ sondern mit seiner Novelle „das Öhmchen“ und der „Schrankkomödie“ auch humorvolle Beschreibungen der Art und Behandlungsweise seines geschätzten Onkels.
Meyer wiederum widmete dem 1913 aus dem israelischen Glauben ausgetretenen Neffen mit den sogenannten “Sinai‐Briefen” eine Schrift zur “Vernunft in der religiösen Moral”. Meyer hatte den sehnlichsten Wunsch, dass Wolf sein persönliches Lebenswerk, das Erholungsheim “Waldbad Zollern“ unterhalb der Burg Hohenzollern, weiterführen würde. Wolf jedoch zog 1927 weiter nach Stuttgart. Ab diesem Zeitpunkt brach der Kontakt zwischen den beiden einander vorher so zugeneigten Männern vollständig ab.
Ein Film von Herbert Mayer untersucht in Form eines fiktiven Briefwechsels, der der Fiktion zufolge, kurz vor dem Tod Meyers zustande gekommen sein soll, die innere Entwicklung des Lebenskonzeptes der beiden Männer sowie ihrer persönlichen Beziehung. Die Briefe von Friedrich Wolf liest sein einzig noch lebender Sohn, der Professor der Kernphysik und Vorsitzende der Friedrich‐Wolf‐Gesellschaft, Thomas Naumann.
Zum Online‐Ticketing geht’s HIER.